Im Badischen finanziert ein Unternehmer in seinem Dorf zunächst eine halbe Pfarrstelle, dann sogar eine ganze. Die Pfarrerin vor Ort zieht nach 20 Jahren Bilanz, sieht Neid und hat einen neuen Blick auf Kirchensteuerzahler:innen. Pfarrer Bürger bringt die Gedanken des Pfarrer:innenblatts mit den spendenfinanzierten Jugendreferentinnenstellen aus der Kreuzkirche zusammen.

20 Jahre sponsert ein ortsansässiger Unternehmer eine Pfarrstelle im badischen Dorf Allmannsweier. Seinerzeit sollte die Pfarrstelle auf eine halbe reduziert werden. Die Reaktion des Unternehmers: „Einen halben Pfarrer, das gibt es doch gar nicht.“ Die Unternehmer liegt insbesondere die Kinder- und Jugendarbeit am Herzen, die es reichlich in dieser Gemeinde gibt.

Kirchensteuer eine Art Schwarm-Sponsoring?

Die Ortspfarrerin beschreibt im Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt, wie nah sie Kirchensteuer und Sponsoring sieht:

„Gelernt habe ich auch ein Bewusstsein dafür, dass es letztlich immer die Arbeitsleistungen und die finanziellen Zuwendungen von berufstätigen Menschen sind, die die Kirche und damit unser Gehalt als Pfarrerinnen und Pfarrer sowie unsere Gemeindearbeit finanzieren. Durch die in Deutschland übliche Kirchensteuer ist dieser Vorgang zwar stark anonymisiert, aber das Geld fällt eben nicht vom Himmel … Im Grunde ist das auch ein Sponsoring: Schwarm-Sponsoring sozusagen.“ (95)

Kirchensteuerzahler könnten allerdings nicht mitbestimmen. Als Pfarrer:innen sollte immer mal wieder darauf geschaut werden, woher das Geld für die Gemeindearbeit eigentlich kommt.

Das Neidproblem

Manchmal gebe es auch Neid, berichtet die 1968 geborene Pfarrerin. Einige hätten damals vorgeschlagen, dass man das Sponsoring nicht komplett vor Ort nutze, sondern auf alle Gemeinden der Landeskirche im Gießkannenprinzip verteile. Die Ortspfarrerin gibt dabei zu bedenken, dass genau dies ja schon mit den Kirchensteuermitteln des Großspenders geschehe, der schätzungsweise zwei weitere Pfarrstellen mit seinen Kirchensteuern bezahle. Würde durch solch eine Argumentation nicht jedes zweckbestimmte Spenden ad absurdum geführt? „Dieses Bevorzugungsproblem lässt sich nur durch konsequentes Nicht-Spenden lösen, denn nur dann werden wirklich alle gleich behandelt und bekommen gleich viel, nämlich nichts“ (96), so die Ortspfarrerin aus Baden.

Kreuzkirche finanziert Kinder- und Jugendarbeit auch über Spenden: Zukunft leben

Seit fast drei Jahren finanziert die Kreuzkirche auch ausschließlich durch (Groß-)Spenden zwei Teilzeitstellen in der Kinder-, Jugend- und Gemeindearbeit. Überwiegend Menschen, die (z.T. beträchtliche) Kirchensteuer zahlen, geben noch zusätzlich große und kleine Beträge für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen in einer Gemeinde, die die jüngste im Kirchenkreis Fulda ist. Ähnlich wie in Baden stand auch die Kreuzkirche in 2018 mit dem Rücken zur Wand, als der Kirchenkreis finanzielle Mittel für Kinder- und Jugendarbeit anderweitig verteilte und die Kreuzkirche dabei leer ausging. Kirchenvorstand und Pfarrer haben sich ein paar Mal geschüttelt und dann überlegt, ob und wie spendenfinanzierte Jugendarbeiter eingestellt werden können.

Neben allem Dank für diese großzügigen Spenden vergisst Bürger auch nicht alle treuen Kirchensteuerzahler. „Ich möchte nicht vergessen, dankbar zu sein für alles, was Menschen durch ihre Kirchensteuer möglich machen: Gemeindearbeit, soziales Miteinander, Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Ohne Sie, liebe Gemeindeglieder, wäre Kirche so nicht möglich“, sagt Pfarrer Stefan Bürger.

Wie und ob das zum 31.8.2021 auslaufende Projekt „Zukunft leben 2018+“ weitergehen kann, darüber macht sich der Kirchenvorstand der Kreuzkirche gerade Gedanken.

(Quelle: Renate Malter, Das Geld der Kirche fällt nicht vom Himmel, in: Deutsches Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt 2/2021, S. 93ff.)

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